Weshalb künstlerisches Üben?
„Jeder Mensch ist ein Künstler“. Dieser bekannte Satz von Joseph Beuys bringt zum Ausdruck, dass jeder Mensch gestaltend tätig sein kann. In vielen Pflegesituationen kann das erlebbar werden: die Umgebung des Patienten, mein In-Kontakt-treten zu ihm, die Körperpflege, die ich an ihm durchführe, ein Gespräch oder eine Berührung: der Pflegealltag ist voller Aufgaben und Gelegenheiten, die gestaltet werden wollen. Der pflegebedürftige Mensch bemerkt sofort, ob ich mir Mühe gebe, ob ich ganz bei der Sache bin und ihm wirklich begegne, wenn ich eine pflegerische Handlung an ihm verrichte.
Das künstlerische Üben hilft dabei:
- mich auf offene Situationen einzulassen, situativ zu handeln, statt feste Abläufe zu befolgen
- mich in etwas vertiefen zu können
- aber auch mich distanzieren zu können; Abstand nehmen, um Überblick zu gewinnen
- Schwierigkeiten auszuhalten; vor Hindernissen nicht zurückzuschrecken, sondern mich anzustrengen, um sie zu überwinden
- Verantwortung zu übernehmen, etwas wirklich wichtig zu nehmen, ein Ziel zu verfolgen und dranzubleiben
- mich selbst zu überwinden und „durch das Nadelöhr zu gehen“
All dies sind Kompetenzen, die helfen, das persönliche und berufliche Leben mit seinen Aufgaben gut zu bewältigen. Diese Fähigkeiten müssen durch Übung erworben werden – dabei hilft das künstlerische Tun. Daher integrieren wir den künstlerischen Unterricht in unsere Ausbildung.