Stille übertönte meist das Klassenzimmer. Von Motivation getrieben fielen den Lehrer*innen zum Glück immer wieder neue Methoden ein um Schwung ins Lernen zu bringen. Glasklare Favoriten hierbei waren: Gruppenarbeit, Präsentationen, PBL, Kollegiale Beratung Unser (PiA) Favorit: selbstverständlich das Selbststudium! 😊
Aber was habe ich hier denn die letzten drei Jahre über getan und gelernt?
- Ich habe Menschen jeden Alters und in jeglicher Verfassung ob im Krankenhaus, im Altenheim, Hospiz oder zu Hause betreut und versorgt
- Ich habe hygienisch konform und intimsphären-gerecht aktivierende Körperpflege durchgeführt
- Ich habe beobachtet und gemessen, Infusionen, Injektionen, Medikamente gerichtet und verabreicht
- Ich habe Wunden versorgt, Verbände und Katheter gelegt
- Ich habe gelernt, wie ich mit Wickeln, Auflagen und rhythmischen Einreibungen Menschen in ihrem Heilungsprozess unterstützen kann
- Ich habe gelernt, Menschen nicht nur über einen rückenschonenden kinästhetischen Transfer sondern auch seelisch zu bewegen
- Ich habe gelernt, auf Grundlage von Pflegetheorien und Wissenschaft meine Pflege zu planen, rechtliche Aspekte zu berücksichtigen und ethische Haltungen zu vertreten
- Ich habe mich (wenn ich richtig gezählt habe) in 12 verschiedene Teams und Stationen eingefunden und mich auf sie eingestellt
- Ich habe mit Hunderten von Menschen Kontakt gehabt, Sichtweisen und Persönlichkeiten kennen gelernt
- Ich habe Neugeborene gehalten und Sterbende begleitet
- Ich habe gelernt, was es heißt 12 Tage am Stück in verschiedenen Schichten zu arbeiten
- Ich habe gelernt, wie wichtig es ist, Pausen einzuhalten und auf sich selbst Acht zu geben
- Ich habe gelernt, wie ich in Krisensituationen reagieren und mit Konfliktsituationen umgehen kann
- Ich habe gelernt, mein Gegenüber zu akzeptieren und anzunehmen so wie sie/er ist.
Das war nur ein kleiner Einblick in die Vielfalt, die diese Ausbildung zu bieten hat, bei Interesse bewerben Sie sich gerne, um mehr zu erfahren.
Mein lieber Kurs!
Wir haben neben zahlreichen Fähigkeiten und Fertigkeiten, Kompetenzen und Fachwissen, die wir uns angeeignet haben, uns jeglichen Situationen gewidmet und uns mit schwierigen Thematiken auseinandergesetzt und sind an unsere Grenzen gekommen. Die Ausbildung hat mich – und ich denke, da kann ich für einen Großteil unseres Kurses sprechen – und uns sehr geprägt. Und wie ich schon sagte – gefühlt bin ich um 10 Jahre gealtert. Ich würde lügen, wenn ich sage, ich hätte nie darüber nachgedacht, die Ausbildung frühzeitig zu beenden.
Jetzt stehe ich hier und sehe einzig und allein eine Bereicherung.
Egal wohin uns unsere Wege leiten, in welchem Bereich/Beruf wir künftig arbeiten und in welcher Lebenssituationen wir uns wiederfinden – jeder wird aus dieser Zeit seinen Profit ziehen und das Erlernte brauchbar machen können.
Ich möchte einige Worte über unseren Kurs sagen. Diejenigen von ihnen, die uns die letzten Jahre enger begleitet haben, werden mitbekommen haben, dass wir es nicht ganz leicht mit uns hatten. Nicht selten war eine unterschwellige Anspannung, Frustration und auch Enttäuschung spürbar. Die Pandemie mit ihren Abstandsregelungen und ihrer Isolation hat es uns sicherlich nicht leichter gemacht, einander näher zu kommen und uns wirklich kennen zu lernen. Trotzdem haben sich im Laufe der Ausbildung Gruppen mit engen Freundschaften und Verbindungen gebildet, Verbindungen für die ich persönlich sehr dankbar bin und von denen ich weiß, dass sie noch lange über die Ausbildungszeit bestehen werden. Vielleicht haben wir es nie wirklich geschafft, ein starkes Gemeinschaftsgefühl zu erleben. Was wir dennoch wirklich richtig gut gemacht haben, ist einerseits, trotz unserer zahlreichen Unterschiede, uns gegenseitig zu akzeptieren und zu respektieren und andererseits einander den Raum zu geben, uns selbst als Individuum zu erleben und als Individuum zu wachsen.
Beim Suchen nach den richtigen Worten zur Einstimmung unseres Abschlussfestes ist mir aufgefallen, dass ich in einer Zeit und in einer Kultur lebe, in der wirkliche Abschlüsse immer seltener oder vielleicht auch einfach nur unsichtbarer werden. Wir können quasi endlos durch unseren Instagram feed scrollen. Bei jedem Film oder jeder Serie auf Netflix wird nach 2 Minuten Abspann schon der nächste Film, die nächste Serie vorgeschlagen. Die meisten Konsumgüter werden in irgendeiner Form mit „Endlosigkeit“ beworben, ob mit endlosen Möglichkeiten, endloser Freude oder endloser Erholung. Unser Wirtschaftssystem beruht auf der Vorstellung von endlosem Wachstum. Auch der Tod als die wohl extremste und furchteinflößendste Manifestation des Endes ist in seiner direkten Form aus unserer unmittelbaren Lebensrealität verschwunden. Sterben unsere Patient*innen, so schieben wir sie heimlich mit einem Tuch bedeckt, auf vor der Öffentlichkeit versteckten Wegen in die Aufbahrung. Altenheime, leider meist immer noch missverstanden als Orte, an denen auf den Tod gewartet wird, stehen fast immer an den Stadt- oder Ortsrändern. Irgendwie, so scheint es mir, wollen wir nicht so viel zu tun haben mit diesem „Enden“ Ich weiß noch ganz genau wie geschockt und berührt ich war, als ich in meinem Pflegepraktikum den ersten toten Körper eines Menschen versorgt habe. Nie zuvor habe ich eine Abwesenheit, ja ein Ende so sehr gespürt… Es war unheimlich und es war wichtig.
Lange Rede, kurzer Sinn – worauf ich hinaus will:
Abschlüsse können erschreckend, befreiend, verunsichernd und schön sein, doch ändert das nichts daran, dass sie die Bedingung eines jeden Anfanges sind.
Voller Dankbarkeit und auch Stolz auf die letzten 3 Jahre blickend freue ich mich darauf, gemeinsam mit ihnen allen einen schönen Abschluss zu feiern. Einen Abschluss der uns allen Freude macht auf das, was kommt und über das was war.
Danke!