Während die überwiegend naturwissenschaftlich orientierte Anthropologie (Wissenschaft vom Menschen) allein den äußerlich fassbaren Menschen beschreibt, will die Anthroposophie darüber hinaus den nur innerlich erlebbaren seelischen und geistigen Menschen forschend wahrnehmen. Die Anthroposophie ist heute weltweit verbreitet, ihr entstammen viele Anregungen für fast alle Lebensbereiche. Die bekanntesten darunter sind die Bereiche Bildung (Waldorfpädagogik), Sozialpflege (anthroposophische Heilpädagogik), die anthroposophische Medizin und Pflege, die Heilmittel und Naturkosmetik (Weleda, Wala) sowie die biologisch-dynamische Landwirtschaft (Demeter). Aber auch Kunst, Religion, Wirtschaftsleben und andere Bereiche werden von der Anthroposophie inspiriert.
Anthroposophische Pflege
Was bedeutet Anthroposophie?
Das Wort Anthroposophie leitet sich ab von den griechischen Worten anthropos = Mensch und sophia = Weisheit, bedeutet also „die Weisheit vom Menschen“.
Was versteht man unter Anthroposophischer Pflege?
Die Anthroposophische Pflege vertritt den Anspruch einer individuellen Pflege auf hohem fachlichem Niveau. Sie erfüllt nicht nur die körperlichen Bedürfnisse des Kranken oder Pflegebedürftigen, sondern kümmert sich auch um dessen seelische und spirituelle Bedürfnisse.
Anthroposophisch Pflegende versuchen, den ihnen anvertrauten Menschen wach und aufmerksam zu begegnen.
Dabei werden sie von Fragen geleitet wie beispielsweise:
- Wie können wir die Selbstheilungskräfte des Menschen unterstützen?
- Welche Sinneseindrücke können wir diesem Menschen mit einer Bewusstseinsstörung anbieten, so dass er wieder Interesse an der Welt entwickelt?
- Welche Zusammenhänge bestehen zwischen den leiblichen und seelischen Symptomen des Patienten?
- Wie können wir einem Menschen so begegnen, dass dieser sich wahr- und ernst genommen fühlt?
- Welcher Sinn, welche Aufgabe verbirgt sich hinter der aktuellen Krankheits- und Krisensituation? Wie können wir den Patienten darin unterstützen, dieser Frage nachzugehen mit dem Ziel seiner „inneren Heilung“?
Die Antworten auf solche Fragen führen zu konkreten Pflegemaßnahmen.
Neben der Verwendung herkömmlicher Pflegemaßnahmen existieren in der Anthroposophischen Pflege eine große Vielfalt an weiteren spezifischen Pflegemethoden: Wickel und Auflagen, Rhythmische Einreibungen nach Wegman/Hauschka, spezielle Formen der therapeutischen Waschung, Sinnespflege, Elemente der Lebens- und Sterbebegleitung u. v. a. m. Gleichzeitig streben anthroposophisch Pflegende an, ihre pflegerischen Tätigkeiten in einer bestimmten, für die konkrete Situation passenden inneren Haltung auszuführen. Die in der Durchführung einer Pflegetätigkeit sichtbar gewordene innere Haltung wird als „pflegerische Geste“ bezeichnet.
Die Auseinandersetzung mit solchen Fragen wie auch mit den möglichen Antworten, die Beschäftigung mit den spezifischen anthroposophischen Pflegemaßnahmen wie auch die pflegerischen Gesten durchzieht die Ausbildung. Sowohl Kursteilnehmer wie auch Lehrende am PBZ beschäftigen sich über die Ausbildung hinweg in immer neuen Formen mit solchen Themen. Die TeilnehmerInnen haben zudem die Möglichkeit, innerhalb der dreijährigen Pflegeausbildung den Grundkurs für anthroposophische Pflege zu absolvieren.